Das perfekte Date

In der Reihe „Zehn Dinge“:
Ein Treffen zu zweit. Oder doch lieber allein.

Das perfekte Date mit dir

Halbwegs hohes Selbstwertgefühl und innere Ruhe. Es wird „nur“ ein Date, kein Wettrennen. Wer sein Glück und die innere Ruhe von einem erfolgreichen Date abhängig macht, wird keines haben.

Die wohlriechende Brise eines betörenden Duftes bei der Begrüßung. Pheromone – das mag Klischee sein, aber es stimmt – bestimmen, ob das Date ein Reinfall wird. Man will sich riechen können.

Rasur für den selbstsicheren Auftritt. Die männliche Ganzkörperrasur ist heute kein Muss mehr, aber gepflegtes Aussehen ist Pflicht, dazu gehört die Rasur. Frauen können zum Ausgleich die Beine rasieren – bewucherte Frauenbeine wirken wie Keuschheitsgürtel.

Keine Assoziationen mit und kein Wort über Ex’e. Eine gute Gesprächsplanung sichert jedes Date ab. Meist sind kulturelle Themen wie Kinofilme, CDs, Konzerte oder Bücher unverfänglich. Über Religion, Politik und Kinderwünsche debattiert man erst beim dritten Date!

Ungeteilte Aufmerksamkeit für den anderen. Wenn sich schon mal jemand auf ein Date mit mir einlässt, sollte ich herausfinden wollen, wer diese Person ist. Andere Personen und Geschehnisse um uns herum sind dabei irrelevant, solange nicht das Wort „Feuer“ in mindestens doppelter Zimmerlautstärke ertönt.

Ein unverfänglicher Ort, an dem es trotzdem knistern kann. Beim Fußball gibt es das Klischee vom „Heimvorteil“. Beim Date gönnt man sich selbst fairerweise diesen Luxus nicht. Zumal das traute Heim verräterischer ist, als man es gern hätte.

Ein unprätentiös sexy Kleid oder Shirt, denn Lässigkeit macht sexy. Der schmale Grat zwischen Over- und Underdressed wird sehr viel breiter, wenn man sich erstens in seinen Klamotten wohlfühlt und zweitens Souveränität und Lockerheit ausstrahlt und drittens trotzdem betrachtenswert aussieht – ein Blick in den Spiegel vor dem Date kann helfen.

Zwei eiskalte Bier oder eine gute Flasche Wein. Jede Gesprächspause ist mit einem Schluck gut zu überbrücken und kann als Gesprächskrücke dienen: „Der kommt nicht an den Jahrgang ’84 heran.“

Genug Zeit und Geld mitbringen. Nichts ist peinlicher als: „Kannst du mir mal zehn Euro leihen?“ Unangenehm ist auch, ein Date wegen der geplanten WG-Putzplan-Debatte abbrechen zu müssen.

Ungezwungenheit und Spontanität in jeder Lage. Das gilt besonders für das Date-Ende. Ein dezent eingestreutes Lächeln kann die Atmosphäre ebenfalls auflockern.

Illustration: Markus Blatz

Das perfekte Date mit mir

Sich selbst genießen und aushalten können. Natürlich wäre es viel leichter, sich ins Nachtleben zu stürzen. Dagegen ist ein sorgfältig geplanter Single-Abend eine schwere Aufgabe. Sie fällt leichter, wenn man sich darauf freuen kann, endlich einmal mit sich allein sein zu können.

Eine gute CD greifbar haben. Sich einfach aufs Bett lümmeln und die Anlage im halbdunklen Zimmer zwei Grad lauter drehen als sonst. Wann kommt man sonst dazu, sich voll und ganz auf die perfekt zur Stimmung passende Musik einzulassen.

Einen Verbündeten anrufen. Der perfekte Auftakt für den Abend ist ein Gespräch mit dem besten Freund oder der besten Freundin. Nicht weil man sich vor dem Alleinsein fürchtet, sondern einfach, um sich zu vergewissern, dass man nicht allein auf der Welt ist.

Leckere Speisen und Getränke vorrätig haben. Der perfekte Single- Abend findet allein zuhause statt, ein Ausflug zum Spätkauf ist da nur störend. Außerdem kann man sich mal so richtig verwöhnen und das Essen zelebrieren, zu dem man sich den guten Marken-Eistee kredenzt.

Den Fernseher auslassen. Zur Vorbereitung eines TV-abstinenten Abends kann man sich eine Stunde Zapping gönnen und erklärt sich dabei selbst, warum man unbedingt diese oder jene Sendung sehen „muss“ – Schizophrenie praktisch angewandt. Außerdem heißt es „Single-Abend“! Da ist simuliertes Nicht-Alleinsein die falsche Strategie.

Alkohol macht depressiv. Bier und Wein sind soziale Getränke. Sie allein zu trinken, endet schnell im ungewollten Rausch, der die ganze Atmosphäre zerstört. Sich ein Gläschen Wein zu genehmigen, kann allerdings auch das Wohlbehagen steigern – wenn es guter Wein ist.

Der Computer bleibt ausgeschaltet. Weder Youtube, Chat- oder Pornoseiten sollen mich von dem perfekten Alleinsein ablenken können. Auch eMails oder scheinbar wichtige Recherchen müssen warten. Ich habe heute ein Date mit mir selbst. Bei einem Date wird nicht gesurft!

Nicht sinnlos Zeit vertun. Zielloses Treibenlassen und Herumirren im TV- Programm oder Internet ohne Ergebnis sind verlorene Zeit. Dann lieber bewusst eine DVD aussuchen oder die verschobene Lektüre nachholen oder bei ebay nach dem perfekten Muttertagsgeschenk stöbern.

Sich selbst gut finden. Liebe deinen Nächsten wie dich selbst, heißt es. Doch wo lernt man Selbstliebe? Um in einem Duett bestehen zu können, muss ich erst mal ein guter Solist sein.

Nicht allein aufwachen. Mein Lieblingsmoderator tönt aus dem Radiowecker.

erschienen in „bus“, Juli 2008

Alexander Florin: Alexander Florinein Kind der 70er • studierter Anglist/Amerikanist und Mediävist (M.A.) • wohnhaft in Berlin • Betreiber dieses Blogs zanjero.de • mehr über Alexanders Schaffen: www.axin.de ||  bei Facebook || auf Twitter folgen

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