Wieso? Weshalb? Warum?

Bevor du dich für einen Studiengang an der Hochschule deiner Wahl einschreibst, musst du dir klar werden, was, wo und warum du überhaupt studieren möchtest.

Im Idealfall weißt du seit der zweiten Klasse, dass du studieren willst und warum. Im Normalfall zerbrichst du dir darüber das erste Mal ein Jahr vor dem Abitur den Kopf: Was studiere ich? Wo studiere ich? Warum studiere ich? Nur wenn du überzeugende Antworten auf diese drei Fragen gefunden hast, bist du bereit, den auf dich zukommenden Stress zu bewältigen.

Was studiere ich?

Vielleicht weißt du bereits, welchen Beruf du später ergreifen willst. Physiker beispielsweise müssen Physik studieren und Anwälte Jura. Willst du Journalist, PR-Berater oder Event-Manager werden, wirst du aber kaum ein Studium finden, dass dich genau für diesen Beruf qualifiziert.

Ein Universitätsstudium ist nicht unbedingt eine Berufsausbildung, sondern vermittelt Fähigkeiten und Kenntnisse, die du im Beruf brauchen wirst. Dagegen ist das Studium an einer Fachhochschule präziser auf einen Beruf abgestimmt. Insbesondere für technische oder handwerkliche Berufe wie Design findest du hier die richtige Ausbildung. Da die Hochschulen ihre Studiengänge auf die berufsorientierten Bachelor- und Master-Abschlüsse umstellen, musst du dich beeilen, wenn du das freie Studieren um seiner selbst willen suchst – Magisterstudiengänge gibt es bald kaum noch.

Das Studium für einen staatlichen Abschluss (Staatsexamen für Lehrer oder Juristen) ist wie die Bachelor-Studiengänge genau geregelt und hat nur wenig Freiraum. Du solltest dir einen Studiengang suchen, der mit deinem Beruf oder Berufsfeld so viel wie möglich zu tun hat. Es schadet auch nie, wenn du in der Wirtschaft arbeiten möchtest, Wirtschaftswissenschaften im Nebenfach zu belegen oder Angebote dieser Fakultät wahrzunehmen.

Vor zehn Jahren kamen Geisteswissenschaftler noch zum Großteil im öffentlichen Dienst unter, da landen jetzt die wenigsten. Das heißt, du musst dich selbst darum kümmern, einen Beruf zu finden, der zu deinem Studium passt. Praktika verschönern nicht nur den Lebenslauf, sondern du kannst dich auch in verschiedenen Bereichen ausprobieren.

Wo studiere ich?

Hast du dich für eine Studienrichtung entschieden, musst du dir die passende Hochschule dazu aussuchen. Manche Fächer werden an verschiedenen angeboten, meist unterscheiden sie sich in der Ausrichtung. Schaue dich auf den Internetseiten deines Wunschfaches um, blättere durch das Vorlesungsverzeichnis und du merkst schnell, welche Hochschule eher zu dir passt.

Die Wahl zwischen Fachhochschule und Universität macht mit der Einführung der Bachelor- Studiengänge keinen so großen Unterschied mehr. Doch bist du eher praktisch veranlagt, solltest du die Fachhochschule in die engere Wahl ziehen, da dort die Praxis einen großen Teil des Studiums bildet.

Bei den Universitäten bist du nicht auf eine beschränkt. Als Nebenhörer kannst du einzelne Veranstaltungen an anderen besuchen. Du meldest dich dort an und solltest aber vorher sicherstellen, dass dein Fachbereich dort erworbene Leistungen anerkennt.

Bei einer Mehrfachimmatrikulation gehst du einen Schritt weiter und schreibst dich für dein zweites Fach gleich an einer anderen Hochschule ein. Kläre aber vorher, ob deine Wunschkombination auch akzeptiert wird. Die Semestergebühr zahlst du nur an deiner Haupthochschule.

Letztendlich spielen bei der Hochschulwahl auch ganz banale Parameter eine Rolle: die Nähe zur Wohnung, der Ruf der Hochschule oder ihr Abschneiden in einem der zahlreichen Rankings, die Gestaltung der Pausenräume, die Qualität des Mensaessens. Denn du darfst nicht vergessen, dass du dich in den nächsten drei bis fünf Jahren fast täglich an dieser Hochschule aufhalten wirst – also sollte sie dir nicht ganz zuwider sein.

Warum studiere ich?

Stelle dich darauf ein, dass dich Freunde und Verwandte halbjährlich fragen werden: „Wie lange brauchst du noch? Was machst du dann damit?“ Und natürlich vergessen sie immer, was du studierst: „Was studierst du?“ Kaum einer wird dich danach fragen, warum du studierst. Aber du solltest es wissen. Du musst wissen, warum du dich im Sommer in einen überfüllten Raum zwängst, warum du dir ein langweiliges Seminar antust, warum du wochenlang Dinge analysierst, die weder dein Überleben noch dein Fortkommen sichern. Du musst es wissen, wenn dir der Gastwirt anbietet, doch für immer in seinem Lokal zu arbeiten. Du musst es wissen, wenn du zu deinen Eltern kommst und sie um etwas Geld bittest, weil du in den letzten Wochen wegen der Hausarbeit oder des Praktikums oder des Referats nicht zum Geldverdienen gekommen bist.

Solltest du nur studieren, weil du laut Statistik dann im Beruf etwas mehr Geld verdienst als Nicht-Studierte – bis es soweit ist, kann es ganz schön lange dauern. Vielleicht fällt dir ein besserer Grund ein.

veröffentlicht im „Spree“-Sonderheft „Ratlos im Studium“ (PDF)

Alexander Florin: Alexander Florinein Kind der 70er • studierter Anglist/Amerikanist und Mediävist (M.A.) • wohnhaft in Berlin • Betreiber dieses Blogs zanjero.de • mehr über Alexanders Schaffen: www.axin.de ||  bei Facebook || auf Twitter folgen

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