Mir fallen vier gute Argumente gegen Frauenquoten ein. Ich bin nicht dagegen, dass Frauen wichtige Positionen bekleiden. Aber ich bin dagegen, dass aufgrund einer Quotenregelung die Kompetenz weniger zählt als das Geschlecht.
1. Das Peter-Prinzip
Jeder wird bis zum Höchstmaß seiner Inkompetenz befördert. Nun gibt es ein Klischee (das aber nach meiner Beobachtung zu 80 Prozent stimmt), dass Frauen tendenziell eher dazu neigen, sich mit einer Arbeitsposition zufrieden zu geben, die sie fachlich gut ausfüllen können. Sie streben also eine Beförderung bis zum Höchstmaß ihrer Kompetenz an. Bei solchen Aufstiegen spielen also Eigen- und Fremdwahrnehmung („Ich kann das“ ./. „Der/die kann das“) eine große Rolle. Laut Klischee würden Männer dagegen ungeachtet ihrer Eignung nach besseren Positionen streben. Dadurch landen auch zahlreiche Qualifizierte im Rennen um die besten Posten.
Nun gibt es aber auch Frauen, die ebenfalls Lust an der Macht haben, ohne dies mit einer nötigen fachlichen Qualifikation unterfüttern zu können. Sollen diese nur aufgrund ihres Geschlechts in verantwortungsvolle Positionen gehoben werden? Welche Vorteile hat ein Unternehmen davon, weibliche Menschen immer weiter zu befördern, deren Hauptqualifikation ihre Weiblichkeit ist, wenn diese mit ihrem Machtstreben letztlich gar nicht so weiblich sind?
Letztlich würde ich immer einen Mann mit einem Rest Kompetenz in einer wichtigen Position bevorzugen als eine Frau, deren Hauptkompetenz im Aufstiegsstreben liegt. Natürlich würde ich eine kompetente Frau noch toller finden als einen nur teilkompetenten Mann, denn Kompetenz ist letztlich das entscheidende Kriterium bzw. sollte es sein.
Hier beißen sich mehrere Klischees gegenseitig in die Schwänze. Das Blöde an Klischees ist, dass sie meist doch eine gehörige Portion Wahrheit enthalten, wenn auch niemals 100 Prozent.
2. Die Ungerechtigkeit
Wenn Frauen mittels Quote in verantwortliche Positionen gelangen sollen, dann doch bitte auch Migranten, Schwule/Lesben und alle anderen Minoritäten, die uns so einfallen. Auch Alleinerziehende, Farbenblinde oder Laktose-Intolerante können unabhängig vom Geschlecht jeden Firmenvorstand bereichern.
3. Die Umkehrung
Eine solche Regelung muss geschlechtsneutral formuliert werden. Es kann doch nicht angehen, dass wir ständig Frauen fördern, aber wenn die dann irgendwann mal – theoretisch – die 90-Prozent-Mehrheit besitzen, immer noch weiter gefördert werden … Also: Der Geschlechteranteil, der unter 40 Prozent liegt, wird gefördert.
Es gibt genügend Behörden und Einrichtungen, die „Frauen und Behinderte bei gleicher Eignung bevorzugt“ behandeln. Auch für Bereiche, in denen Frauen bereits einen 90 Prozent Anteil besitzen.
4. Die Geschlechterfrage
Was ist eigentlich mit Hermaphroditen? Was ist mit den Menschen, die nicht auf ein Geschlecht reduziert werden wollen? Waren wir nicht längst von der Frauenbewegung hin zu einer Gleichberechtigung gelangt? Zumindest in der Wortwahl?
Die Förderung oder Benachteiligung irgendeines Geschlechts ist ebenso „weißer Sexismus“ wie zahlreichen Unternehmen latenter Rassismus unterstellt wird. Achja, der Sexismus beginnt bereits mit der Namensvergabe bei der Geburt, die in Deutschland einen geschlechtlich eindeutigen Namen vorschreibt. Wozu eigentlich? Müssen wir jedes Individuum immer in eine Schublade stecken müssen? Ist es für eine Behörde tatsächlich relevant zu wissen, welches Geschlecht ein Antragsteller oder Steuerzahler besitzt (falls er es nicht nur besitzt, sondern auch seine Identität danach richtet).
Zu all den Geschlechterfragen haben wir bei „spree“ mal ein tolles Titelthema gemacht: „Unisex für alle“ (PDF-Datei).
5. Das Umfeld
Das ist kein Gegenargument, sondern ein Hinweis. Das Geschlecht verrät gar nicht so viel über einen Menschen, höchstens seine Funktion im Rahmen der Fortpflanzung. Nun hat es aus irgendeinem Grunde sich so gefügt, dass unsere Gesellschaft weder kinder- noch familien- noch frauenfreundlich ist. Daran ändern weder Bildungsgutscheine (was bekommt man für 30 Euro im Monat??) noch Quoten (wer will tatsächlich eine Quotenfrau sein – nicht im Sinne der Einschaltquote!) noch Sonntagsreden etwas. Jeder Mensch (egal wie klein, jung, alt, groß, weiblich, maskulin, stark oder schwach) ist für die Gesellschaft wichtig. Kann ihr etwas geben. Und hat das Recht, dafür Respekt und Anerkennung zu erhalten.
Wenn wir die Frauenquote logisch fortführen, müssen wir darauf achten, dass Kinder möglichst in gleichem Maße von männlichen und weiblichen Lehrern unterrichtet werden. Jeder feminine Mann in der Lernbiografie muss von einer maskulinen Frau ausgeglichen werden! Das wäre tatsächlich ein Bereich, über den der Staat bzw. die Bundesländer Macht und Veränderungskompetenz besitzen. Sollen sie doch erst mal damit anfangen, das zu tun, was sie tatsächlich tun könnten, bevor sie anderen vorschreiben, was diese tun sollen!
Solange Schwangerschaften (die lässt sich den Frauen nun mal nicht abnehmen) und Kindererziehung (die lässt sich allerdings gut zwischen den Menschen verteilen) tatsächliche Karrierehindernisse sind, ist sowieso jede Frauenpolitik als gescheitert anzusehen. Aus persönlichen Erzählungen und Berichten kenne ich zahlreiche Frauenschicksale, die trotz mehrfacher Mutterschaft verantwortungsvolle Positionen in Unternehmen und Behörden erlangten. Ich bin mir nicht sicher, ob meine Wahrnehmung zu verzerrt ist, aber tendenziell scheint dieser Effekt in dem untergegangenen Arbeiter- und Bauern-Staat deutlich stärker gewesen zu sein als im jetzigen System.
Nein, ich will keine untergegangenen Staaten über bestehende Systeme stellen. Aber vielleicht war das System der Kinderbetreuung und die Integration von Kindern (die heute nun mal blöderweise als Frauen- und weniger als Familiensache angesehen sind) in den gesellschaftlichen Alltag erst mal gar nicht so grundsätzlich falsch. Auch „böse Menschen“ oder „falsche Systeme“ können ja mal gute Ideen haben – man muss sie ja nicht einfach unreflektiert übernehmen, könnte aber doch mal überlegen, ob sich nicht die eine oder andere Idee weiterentwickeln ließe.
Solange Kinderlärm Anlass für Gerichtsurteile ist, sehe ich das Thema „Familien- und Kinderfreundlichkeit“ in einer Gesellschaft als große Baustelle. Das hat direkt und v.a. indirekt sehr viel mit Frauenpolitik zu tun. Und solange Lehrer und Kita-Betreuer nur einen Lehr- und Betreuungsauftrag aber ein Erziehungsverbot haben, liegt vieles in dem Bereich im Argen. Es wäre vielleicht besser, Erziehungsziele zu definieren und sinnvolle Strukturen zu schaffen, die die Eignung und Praxis der Erwachsenen, denen Kinder anvertraut werden, überprüfen. Denn, ob nun gesellschaftlich geprägt oder nicht, Frauen fühlen sich häufig stärker (zwar Klischee, aber nicht völlig falsch) für die Kinder verantwortlich als Männer. Jede Sorge um das Wohl des Nachwuchses behindert Karriere-Ideen. Frauen (jaja, auch ein Klischee, aber ebenfalls nicht komplett realitätsfern) lassen sich von solchen Sorgen stärker in ihrem Aufstieg zurückhalten als Männer.
Fazit
Abgesehen von den oben genannten direkten Problemen bestehen also zahlreiche gesellschaftliche Defizite, die eine solche Frauenquote zu einem Feigenblatt werden lassen. Wenn wir uns mit anderen Ländern vergleichen wollen, dann doch bitte nicht anhand von irgendwelchen Einzelkriterien. Und wenn wir bei einem Einzelkriterium Nachholbedarf diagnostizieren, sind mehr als nur Quotenregelungen zu berücksichtigen, um erkannte Missstände zu beheben.
Dass Frauen unverschämterweise in den Chefetagen unterrepräsentiert sind, ist ein Fakt. Aber die vorgeschlagene Quoten-Lösung ist Blödsinn und kuriert nur ein Symptom. Dabei entstehen ungewünschte Nebeneffekte, aber das eigentliche Problem wird mal wieder nicht gelöst. Aber wie blauäugig bin ich eigentlich, dass ich von unseren Politikern (der Plural enthält sowohl die weiblichen als auch männlichen als auch sonstige Identitäten) tatsächliche Lösungen erwarte?!
Hallo Alex,
du hast völlig Recht mit deinem Artikel. Ich bin Angestellter beim Land Berlin. Nun habe ich das schon aus persönlicher Erfahrung erlebt, dass aufgrund der Frauenquote des AGG, Frauen trotz einer geringeren Qualifikation mir gegenüber bevorzugt worden sind. Da es nur wenige Männer (ich schätze mal so 20 Prozent) im öffentlichen Dienst im Land Berlin gibt, sehe ich das als einen Witz an. Und diese Erfahrung haben mir schon mehrere Männer (Beamte und Angestellte) geschildert, die aufgrund diesen blöden Gesetzes keinen einzigen Schritt in ihrer Karriere vorwärtskommen.
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