[Glosse/Kommentar] Man(n) hat es schwer in der heutigen Welt, die Frauen permanent unterdrückt und nicht ernst nimmt.
Eckige Klammern kennzeichnen Ergänzungen von 2010
Es kommt der Tag der Reue. Für uns Y-Chromosom-Besitzer ist er Alltag geworden. Wir bereuen rund um die Uhr. Dass wir bösen, bösen Wesen die guten und edlen Frauen unterdrücken, ausbeuten und ausnutzen und natürlich auch, dass wir keine Kinder kriegen. Die Frauen aber schlagen nicht etwa zurück. Sie bekommen weiterhin die Kinder und wir sind schuld und werden ständig darauf hingewiesen. Doch für mich ist jetzt Schluss damit. Ich lasse mich nicht mehr dafür diskriminieren, dass ich ein Mann bin.
Sehr gut erkennbar werde ich sprachlich diskriminiert. Es gibt ein Wort für viele weibliche Personen, aber keines für viele männliche. Wo, bitteschön, steht geschrieben, dass Plural-Formen geschlechtliche Aussagen treffen? Denn „die Studenten“ bezeichnet einfach nur alle Personen, die studieren, während „die Studentinnen“ dies auf weibliche Menschen beschränkt. [Wie lautet das passende Wort, das mehrere männliche Menschen bezeichnet, die studieren? „Die Studentinnen“ ist geschlechtlich markiert, „die Studenten“ ist in Bezug auf das biologische Geschlecht unmarkiert und bezeichnet daher alle möglichen Geschlechter (ob nun biologisches Geschlecht oder geschlechtliche Identität: männlich, weiblich, trans, inter, etc.).]
Sprachliche Entgleisungen wie „Ich hatte viele nette Lehrer und Lehrerinnen“, „Das sollte mensch nicht auf die leichte Schulter nehmen“ oder „Die Leute auf den Bürger/innensteigen wurden vom Regen überrascht“, kommen einer Vergewaltigung des Deutschen nahe. Beim Phallus-„i“ in „KommilitonInnen“ ist den Frauen offenbar selbst das Problem aufgefallen, denn diese Form findet man nur noch selten. Und geht es um Schurken, Steuerhinterzieher, Nazis, Verbrecher und Bösewichte, braucht sowieso niemand eine spezielle weibliche Form. [Der grammatische Artikel zu einer pädophilen Person ist „der“, es gibt kein feminines Pendant zu „der Pädophile“ – sprachliche Pauschalverurteilung oder grammatisches Missverständnis?]
Allerdings gibt es noch immer genügend Frauen, deren Lebensaufgabe es ist, darauf zu bestehen, dass zwei Geschlechter existieren. Diese Trennung ist zu begrüßen. [Allerdings ist sie nicht so schlicht und überschaubar, wie man es gern hätte: Allein in Deutschland leben etwa 80.000 Hermaphroditen.] Muss die Sprache das Vorhandensein eines Penis oder dessen Abwesenheit aber immer zum Ausdruck bringen? [Ist das Vorhandensein von Penis, Vagina, Y-Chromosom, Gebärmutter so alltagsentscheidend und relevant, dass es stets und überall zum Ausdruck gebracht werden muss?] Anscheinend schon, zumindest, wenn es um langweilige Dinge wie Haushaltsdebatten in studentischen Gremien geht. Da achten die anwesenden weiblichen Personen sehr sorgfältig drauf. Ich als Mann fühle mich von diesen Personen, die ich mitunter gewählt habe, nicht annähernd vertreten.
Es gibt sicherlich größere Sorgen, als jeden gesprochenen und geschriebenen Satz auf das Vorhandensein der „-innen“-Form zu überwachen. Denn das ist keine Gleichberechtigung. [Es ist sprachlicher Nonsens, der eigentlich nur das Gegenteil von Gleichberechtigung erreicht, nämlich die ständige Betonung von Geschlechtlichkeit. Dabei soll das Geschlecht laut allgemeiner Kampfansage der selbsterklärten Feministen und Feministinnen eben kein Unterscheidungsmerkmal sein, wenn es um Menschen geht. Dennoch wird es einem mit jedem Satz eingetrichtert: Es gibt zwei verschiedene Arten von lehrenden Personen (Lehrer und Lehrerinnen), es gibt zwei verschiedene Arten von lernenden Personen (Schüler und Schülerinnen sowie Studenten und Studentinnen). Die Geschlechtlichkeit wird so überrepräsentiert, und dann gibt es Ärger, weil die Gesellschaft „übersext“ ist – dabei gehören genau solche sprachlichten Geschlechtsforderungen zu allgegenwärtigen Sexualisierung, da sie die Geschlechtlichkeit in penetranter und enervierender Weise stets aufs Neue betonen.
Echte Gleichberechtigung zeigt sich aber nicht im sprachlichen Dauerbeschuss mit „politisch korrekten Personenbezeichnungen“. Sie zeigt sich sowieso viel weniger in Worten, als vielmehr in Taten. Heute muss man sich dafür rechtfertigen, dass man „man“ verwendet oder einmal die grammatische feminie Form vergessen hat. Dass man allerdings gerade eine Frau aktiv darin unterstützt, eine verantwortliche Position in einem Unternehmen zu erlangen, zählt nicht. Sowas ist keine Gleichberechtigung.] Es ist die Überbewertung der Frau. Warum gibt es keine „Gleichberechtigungsbeauftragten“? So lange es keinen Männerbeauftragen gibt, kann ich die „Frauenbeauftragte“ nicht als wichtig ansehen. Wer kümmert sich um meine Belange? Wohin gehe ich, wenn ich mal sexuell belästigt werde – ob nun verbal oder real? So was soll vorkommen, es gibt in den Untiefen der Sexualität jede Menge Möglichkeiten. Aber da ich als Schwanzbesitzer per se im Vorteil bin, brauche ich ja nie was zu befürchten! Wenn doch mal was passiert, bin ich ja nicht so sensibel und kann das wegstecken.
Heutzutage ist es nicht nur möglich sich hochzuschlafen. Ein neuer Karriereweg ist das Hochnörgeln: „Ihr nehmt mich nur nicht ernst, weil ich eine Frau bin.“ Sofort wird die Nicht-Ernstgenommene auf einen verantwortungsvollen Posten gehievt, damit sie weiß, wie ernst es uns ist, sie nicht zu diskriminieren.
Sogar in die Bundeswehr konnten sich die Frauen hineindiskriminieren. Dabei sollen sie doch froh sein, wenn sie davon verschont werden, fast ein Jahr ihres Lebens zu verlieren. So weit ist es mit uns Männern schon gekommen, wir sehen es als selbstverständlich an, dass wir uns durch schmutziges Gelände kämpfen müssen, während die Frauen in ihrem sauberen Zuhause bleiben dürfen. Aber auch dieses letzte maskuline Refugium musste schwinden, damit es jetzt korrekt lauten kann: „Unsere Soldatinnen und Soldaten verteidigen unser Land.“
Ich als männlicher Mensch muss mir Sätze bei Stellenausschreibungen gefallen lassen wie „Frauen und Behinderte werden bei gleicher Eignung bevorzugt behandelt.“ Wäre ich eine Frau, hätte ich mich längst darüber beschwert, mit Behinderten auf eine Stufe gestellt zu werden, als ob eine Frau per se behindert ist und besonderer Zuwendung bedarf!
Ist schon mal jemandem aufgefallen, dass in normalen, handelsüblichen, heterosexuellen Pornos Frauen ungeniert miteinander rummachen, aber sich Männer nicht einmal berühren dürfen? Diesem Zwang der Nichthomosexualität sehen sich Frauen deutlich weniger rigoros ausgesetzt. Homophobie scheint Männerdomäne zu sein. Auch in diesem Bereich, den ich zusammen mit der Pornographie trotz aufregender Aspekte nicht weiter ausführen will, herrscht eine akute Diskriminierung.
Ich fordere Gleichberechtigung!
Dieser Artikel erschien in „Spree #3“