Tablets werden immer populärer. Das HP TouchPad hat einen 1,2-GHz-Dualprozessor und 1 GB Arbeitsspeicher, steckt als Mobilgerät also jeden Standard-PC von vor fünf Jahren mehr als locker in die Tasche. Aber trotz allen Lobes muss Ars Technica in seiner ausführlichen Vorstellung explizit erwähnen: „One big problem with browsing is Flash. Yes, it’s nice to avoid non-functional gray or black pages every time you visit a restaurant website, but we encountered far too many instances where some site’s Flashy goodness brought the entire TouchPad to its knees.“
Wir erinnern uns: Im Januar 2007 stellte Apple das iPhone vor, und Flash fehlte. Trotz Protesten ist bis heute kein Flash-Player für ein iOS-Gerät zu haben. Jedenfalls nicht legal; dass via Jailbreak sogar Flash halbwegs flüssig laufen soll, ist kein Argument, wenn es um offizielle Lieferpolitik geht. HP liefert für das TouchPad jedenfalls einen Flash-Player mit. Zum direkten Vergleich der Leistungsfähigkeit schauen wir uns die harten Fakten an:
Prozessor:
- iPhone 2007: 667-MHz-ARM-1176-Prozessor (getaktet mit 412 MHz) (laut Wikipedia)
- iPhone 4 (2010), iPad (2010): System on a Chip „A4“ (Wikipedia)
- iPad 2 (2011): System on a Chip „A5“: 1 GHz, zwei ARM-A9-Prozessorkerne (Wikipedia)
- TouchPad: Qualcomm Snapdragon Dual-Core 1.2GHz
Arbeitsspeicher:
- iPhone 2007: 128 MB
- iPhone 4 (2010), iPad 2 (2011): 512 MB
- TouchPad: 1 GB
Mit seinem Doppelkern (1,2 GHz!) sowie der doppelten Arbeitsspeichermenge sollte doch eigentlich Flash flüssig laufen … Tut es laut Ars Technica aber nicht. Und ich habe immer noch all die Stimmen im Ohr, die Steve Jobs dafür schalten, dass er Flash auf iOS-Geräten nicht erlaubte. Vier Jahre (!) nach dem ersten iPhone läuft Flash auf einem Mobilgerät (dessen Leistung dem ersten iPhone um ein Vielfaches überlegen ist) immer noch nicht flüssig. Aber ich werde wohl ewig warten können, bis Adobe mit seiner Flash-Begeisterung öffentlich zurückrudert und bis Apple mit seiner Anti-Flash-Politik rehabilitiert ist.
Aber offenbar erwartet inzwischen auch niemand mehr etwas anderes: „The inclusion of Flash causes predictable performance problems“, stellt Ars Technica in seiner Zusammenfassung lapidar fest. Für ein Gerät mit solcher Technikausstattung ist das Verdikt „Flash video performance is crippling and unacceptable“ geradezu eine Blamage (jedenfalls, wenn man Adobes Behauptung, dass Flash eine Basistechnologie des Internet sei, ernst nimmt).
Dass Adobe 2010 eine Flash-Version als Standard eingereicht/veröffentlicht hat, kann das Problem in absehbarer Zeit nicht beseitigen:
- Flash ist recht komplex, um einfach mal so nachprogrammiert zu werden
- Patente u.a. Probleme stellen sich jedem in den Weg, der ein Plug-in programmieren möchte, das Flash-standardkonforme Dateien korrekt abspielt
- dieses dürfte dann auch maximal so ressourcenhungrig sein wie der Original-Flash-Player von Adobe (um eben auch auf Mobilgeräten eingesetzt werden zu können)
- Mobilgeräte haben immer noch eine vergleichsweise geringe Verbreitung (noch nicht mal 5 Prozent des Datenaufkommens wird von Mobilgeräten verursacht) und sind eine sehr vielgestalte Sache (iOS, Android, WebOS, u.v.a.m.) – Aufwand und Nutzen einer Flash-Player-Programmierung stehen in keinem guten Verhältnis, was die Motivation senkt
- Flash verliert wegen der Verbreitung von HTML5 und CSS3 an Bedeutung, was die Motivation senkt, sich die Programmierarbeit zu machen; die meisten Filme werden inzwischen auch flashfrei angeboten (was auch deutlich Ressourcen spart und den Akku schont)
- es gibt nur noch wenige Fälle, in denen man Flash wirklich benötigt; oft stören einfach nur alte Flash-Dateien auf Internetseiten, die die modernen Möglichkeiten noch nicht nutzen
Aber es hat sich zumindest eines geändert: Man hört nur noch gelegentlich und vereinzelt Klagen über fehlende oder enttäuschende Flash-Fähigkeiten. Man erwartet eigentlich auch nichts anderes mehr. Und die Welt dreht sich weiter, was Adobe vermutlich überrascht.