Die Tradition hat sich bewährt, das nahende Ende des einen Jahres mit einer grafischen Vorausschau auf das nächste zu begleiten. Oder schlicht gesagt: Ein neuer Kalender ist entstanden. Heuer ist er musikalisch inspiriert. Textpassagen aus deutschen Songs begleiten durch die kommenden zwölf Monate, die floral illustriert sind.
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Die Idee war bereits vor einigen Jahren entstanden, als mir beim Musikhören der sehr markante Refrain eines Songs von Silly auffiel:
Ich sag nicht „Ja“, nicht ohne guten Grund.
Ich sag nicht „Ja“, nicht mit nem „Nein“ im Mund.
Ich sag nur, was ich auch fühlen kann.
Ich sag nicht „Ja“ – oder ihr wollt, ich lüg euch an.
Ein kraftvolles Credo, das schwer im Alltag einzuhalten ist, wenn man all die sozialen und diplomatischen Gepflogenheiten bedenkt. Aber dennoch sollte dies der Idealzustand sein – zumindest in der Geisteshaltung. Und sei es auch nur, dass man sich zumindest sehr bewusst ist, ob man „Ja“ oder „Nein“ sagen sollte.
So sammelten sich über die Jahre weitere Textfragmente aus verschiedenen Songs. Mitunter schien mir eine wichtige Wahrheit hindurchzuschimmern, wie bei der „Kosmonautensehnsucht“: „… ist die Sehnsucht Teil vom Glück.“ Dass Glück auch Sehnsucht beinhalten kann und oft sogar muss, wird in der üblichen Seligeweltromantik unterschlagen, scheint mir jedoch eine wichtige Erkenntnis zu sein.
Manche Passagen überzeugen einfach in ihrer Offenheit, Schlichtheit oder Direktheit: „Ich bin froh, dass du da bist.“ Andere haben eine ansteckende Motivation: „Lass dich doch mal fallen …“ oder „Flieg los …“ Zu jedem Auszug könnte ich viele Zeilen schreiben. Aber viel lieber lasse ich sie für sich selbst wirken. Schließlich hat jeder ja einen ganzen Monat dafür Zeit.
Die Auswahl muss natürlich rein subjektiv ausfallen. Es hat mich dann selbst überrascht, welche Songs in die Enge-Auswahl-Liste gelangt sind. Es gibt natürlich jede Menge weiterer schöner und motivierender und anregender deutscher Musiktitel. Einerseits hat das Jahr aber nur zwölf Monate. Andererseits ist mir sehr oft aufgefallen, dass textlich beeindruckende Songs zwar sehr klug gedichtet sein können, aber dennoch nicht passen. Ich habe ja ganz speziell (kurze) Passagen gesucht, die zum einen in sich abgeschlossen wirken, zum anderen aber deutlich über sich hinausweisen. Bei einer Vielzahl schöner Titel eröffnen die Texte eine eigene Welt, aus der sich aber keine Passage herauslösen lässt. Verständlich oder wirksam sind sie nur im Zusammenhang mit dem Rest-Lied. Außerdem drehen sich wahnsinnig viele Lieder um die Liebe, die ich thematisch nicht übermäßig dominieren lassen wollte.
Insofern ist die Auswahl nicht nur subjektiv, sondern letztlich auch biografisch und durch meine Selektionskriterien, Stimmungen und Weltsicht geprägt.
Die produktionstechnischen Notizen fallen dieses Jahr recht kurz aus. Ich habe das Programm Affinity Publisher genutzt, das bislang nur in der Beta-Version vorliegt. Nach meinen ersten Eindrücken ist es bereits sehr ausgereift und hat mich überzeugt. Für jeden Text habe ich einen Schriftsatz gewählt, der sowohl zum Text als auch zur gewählten Illustration passt. Für Monatsnamen und die Wochenlisten kam stets der selbe Schriftsatz zum Einsatz (Avenir Next). Die Illustrationen stammen aus der Openclipart-Gallery. Durch die einheitliche Blattaufteilung wird eine gewisse optische Konsistenz durch das Jahr erzeugt, auch wenn jeder Monat sehr unterschiedlich gestaltet ausfällt.